Das Gesamtvorhaben "PräDepA" umfasst zwei Projektphasen. In der ersten Phase soll im Zeitraum von Juni 2022 bis Dezember 2023 eine umfassende Bestands- und Bedarfserhebung in den teilnehmenden Regionen, den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen, Haßberge und Schweinfurt sowie der Stadt Schweinfurt, erfolgen. Konkrete Meilensteine sind die Identifikation relevanter Akteure, eine Bestandsaufnahme bisheriger geeigneter Angebote im Präventionsbereich sowie eine anschließende Identifikation geeigneter evidenzbasierter Interventionsmaßnahmen und die Prüfung deren Eignung für die Zielgruppe. Ein weiteres Ziel ist es, die Zielgruppe möglichst genau kennen zu lernen. Es sollen passgenaue Angebote geschaffen werden, welche auch die schwer erreichbaren Personen adressieren. Die Erprobung der so abgeleiteten Präventionsangebote soll in einer zweiten Förderphase, welche voraussichtlich ab Januar 2024 beginnt, erfolgen.
Förderphase 1 - Bestands- und Bedarfserhebung
Setting
Das Projekt soll in den Landkreisen Haßberge, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt sowie der Stadt Schweinfurt und somit in unterschiedlichen Settings durchgeführt werden, um möglichst differenzierte Aussagen über die Ansprache und die nötigen Maßnahmen treffen zu können. Die Erprobung der eruierten Maßnahmen soll in einem späteren Projekt ebenfalls über die teilnehmenden Landkreise und kreisfreien Städte verteilt stattfinden. Bei den Settings (Landkreisen/kreisfreie Stadt) handelt es sich um:
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- • Ländliche Regionen
- • Urbanes/ städtisches Gebiet
- • Kur- und Rehastandorte
Zielgruppe
Für die Bestands- und Bedarfsanalyse sind folgende Zielgruppen notwendig:
1. Menschen ab 60 Jahren, die in einem der vier Landkreise/kreisfreien Stadt leben und bis dato nicht an einer diagnostizierten Depression erkrankt sind
2. Vertretungen der Zielgruppe, die eine Aussage zu den Bedarfen treffen können
3. Anbieter von Maßnahmen, die der Prävention von Depressionen dienen können
Zu 1.:
Diese Zielgruppe unterteilt sich in zwei Untergruppen. Zum einen in die „fitten, aktiven, tendenziell jüngeren Alten“; die sich aktiv für ihre Gesunderhaltung interessieren und sich offen und reflektiert mit Themen des Alter(n)s auseinandersetzen, tendenziell eine höhere Gesundheitskompetenz haben sowie mobil sind und auch durch Online-Formate zu erreichen sein können. Zum anderen die Gruppe der Hochaltrigen, die als „hard-to-reach“ definiert werden können. Diese zeichnet sich durch geringere Mobilität, zunehmende Funktionseinschränkungen im Alltag, ein kleiner werdendes soziales Netzwerk, einen kleineren Aktionsradius um den Wohnort herum, Hilfebedarf, die Tendenz zur sozialen Isolation und/oder Einsamkeit, andere Vorstellungen über psychische Gesundheit und seelisches Wohlbefinden sowie eine tendenziell niedrigere Gesundheitskompetenz aus.
Diese Gruppe ist auf Grund verschiedener, teilweise kumulierender Faktoren besonders durch eine depressive Erkrankung im Alter bedroht.
Zu 2.:
Um einen genauen und fundierten Bedarf an Präventionsmaßnahmen zu erörtern bedarf es der Befragung von relevanten Vertretungen der Zielgruppe. Diese sollen beispielsweise Aufschluss geben können zu folgenden Fragestellungen/Themen:
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- • Wie können möglichst viele Personen der Zielgruppe zur aktiven Mitwirkung am Projekt, beispielsweise durch das Besuchen der Bürger-Workshops motiviert werden. Welche Personen sind geeignete Multiplikatoren in den einzelnen Landkreisen und Gemeinden?
- • Wie können möglichst viele Personen aus der Zielgruppe durch die Angebote erreicht werden?
- • Wie muss ein Präventionsangebot inhaltlich gestaltet sein, um von der Zielgruppe als attraktiv wahrgenommen zu werden?
- • Wie müssen die äußeren Bedingungen (Kosten, Örtlichkeit, Erreichbarkeit, Bewerbung) gestaltet werden?
Als Vertretungen der Zielgruppe sollen beispielsweise dienen: Seniorenbeauftragte der Gemeinden, Seniorenbeiräte, Hausärzte, Seniorenkreisleitungen, amb. Pflegedienste, Pflegestützpunkte, Pflegenetzwerk, Quartiersmanagement, regionale Allianzen uvm.
Zu 3.:
Um Doppelstrukturen zu vermeiden, sollen bisherige Anbieter von Präventionsmaßnahmen kontaktiert werden. Hierbei geht es in erster Linie darum, herauszufinden, ob die Zielgruppe der älteren Menschen Zugang zu den bereits bestehenden Angeboten hat bzw. unter welchen Umständen dies der Fall ist. Fokussiert werden sollen hier auch Angebote, die nicht vordergründig dezidiert der Prävention von Depressionen dienen, die aber dennoch bestehenden Risikofaktoren entgegenwirken (z.B. Seniorenkreise, die sozialer Isolation entgegenwirken).
Vorgehen und Methodik bei der Bestands- und Bedarfsermittlung
Als wissenschaftliche Unterstützung für die geplante Bestands- und Bedarfsermittlung wurde die Hochschule Coburg gewonnen. Deren spezifische Aufgaben werden zum späteren Zeitpunkt dieses Antrags vertieft.
1. Identifikation geeigneter Ansprechpartner und Projektpartner
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- • Wer beschäftigt sich in der Region mit dem Thema Depressionsprävention (zunächst unabhängig vom Faktor Alter)?
- • Wer ist Multiplikator für die Zielgruppe(n)?; Über wen ist die Zielgruppe gut zu erreichen/motivierbar?
- • Wer kann Auskunft geben über die Bedürfnisse der Zielgruppe?
- • Wer sollte mit „ins Boot“ geholt werden, um die Erfolgsaussichten des Gesamtvorhabens zu steigern?
- • Erstellen von Verteilerlisten
2. Recherche von evidenzbasierten Präventionsmöglichkeiten bezogen auf Depression im Alter
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- • Welche Risikofaktoren für depressive Erkrankungen im höheren Lebensalter gibt es?
- • Relevanz des Themas Einsamkeit?
- • Gibt es erprobte evidenzbasierte Präventionsmöglichkeiten für Depression im Alter?
3. Überblick bereits bestehender Angebote in der Region
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- • Welche Präventionsangebote zum Thema Depression gibt es in der Region (unabhängig vom Faktor Alter)?
- • Welche Angebote gibt es, die nicht eindeutig zu Depressionsprävention zugeordnet werden können, aber präventiv an einem der Risikofaktoren ansetzen?
4. Analyse der vorhandenen Angebote im Hinblick auf ihre Zielgruppentauglichkeit
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- • Sind die Angebote für die Zielgruppe geeignet in Hinblick auf: Erreichbarkeit, Barrierearmut, Kosten, inhaltliche Ausrichtung etc.?
5. Bedarfsanalyse der Zielgruppe
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- • Wie ist der Wissenstand der Zielgruppe zum Thema (im Sinne von „wie viel Sensibilisierung fürs Thema ist notwendig?“)?
- • Wie müsste ein Angebot inhaltlich gestaltet sein, damit die Zielgruppe teilnimmt?
- • Wie müssen weitere Faktoren gestaltet werden, damit ein Angebot attraktiv ist (Kosten, Erreichbarkeit, Uhrzeit, Dauer etc.)?
- • Müssen zusätzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine Teilnahme begünstigen (z.B. Fahrdienst)?
Geplante Methodik
1. Fragebogen (Entwicklung der Fragebögen)
Fragebogen für:
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- • Anbieter von Präventionsangeboten: Wie sind diese gestaltet (relevante Faktoren siehe oben)? Werden sie von der Projekt-Zielgruppe in Anspruch genommen?
- • „Vertretungen“ der Zielgruppe (z.B. Seniorenbeauftragte, Pflegedienste): Welche Faktoren und äußere Bedingungen sind bei der Gestaltung von Angeboten wichtig, regionale Spezifitäten
2. Vertiefende Qualitative Interviews (Entwicklung Leitfäden für Interviews)
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- • Mit den Anbietern von Präventionsangeboten, deren Angebot von der Zielgruppe besucht wird
- • Detaillierte Nachfragen zu Erfahrungen möglich
- • mit einzelnen Stake-Holdern, z.B. Pflegedienste, die detailliertes Wissen zur Unterzielgruppe der Hochaltrigen haben (u.a. abhängig davon, ob es Jemanden gibt, der sich in der Region mit Prävention von Depression im Alter beschäftigt)
3. Befragung der Zielgruppe mittels Bürger-Workshops
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- • Inhalte siehe Punkt 5 „Bedarfsanalyse der Zielgruppe“
- • Mindestens einen Bürger-Workshop pro Landkreis